Last painting

Auslöschen der Lampe im Morgenlicht. Im Halbschatten der Morgendämmerung haben sie sie gebadet und sie in einen weißen Sari gehüllt. Ein Kaschmirschal, rotes Zinnober-Pulver im Scheitel ihres Haars. Ihre Lider Rosen gleich, ihre Brauen geschwungen wie ein Bogen. Im Rot der aufgehenden Sonne haben liebende Hände ihren Leichnam getragen, an der Badshahi Moschee und am Fort vorbei, bis zu den Ufern des Flusses Ravi. Bei jedem Schritt das Klirren ihrer Armreifen.
Hier sind keine steinernen Ghâts, die zum Wasser hinführen, nur die sandigen Ufer. Der Fluss ist breit und ruhig. Es ist Winter, es ist Ebbe. Ein Sonntag im Dezember. Frühwind. Die Kräuselungen des Wassers wiegen die ersten Fischerboote und silbrig glänzende Lotusblätter. Ein streunender Hund, weidende Büffel, schwärmende Vögel. Ein Yogi sitzt halbnackt vor dieser Flusslandschaft. Sein langes verworrenes Haar ist mit Asche bedeckt.
Der Scheiterhaufen liegt bereit, das Holz geschichtet, und eine Bahre aus Bambus. Amrita wird draufgelegt. Freunde haben Blumen gebracht: Jasmin und Ringelblumen. Blüten und Flugsandel werden verstreut und mit Gheebutter benetzt. Ihr Vater macht den Ritus. Der alte Löwe, weißer Mähnenbart, still wie der Fluss, sein schwarzer Blick getrübt, entzündet den Scheiterhaufen und singt den Kirtan Soliha: Räucherwerk ist der Wind, der mit kühlem Duft von Süden weht …

Bald züngelt Rauch, das Feuer lodert, die Flammen brennen lichterloh. Karminrot, Krapprot, Indienrot. Nun ist Schweigen. Nur noch das Knistern des Feuers und das Schluchzen der Mutter. Ihr schwarzes Kleid weht in der leichten Brise. Sprühende Funken steigen in den Himmel, die Blumenblüten flattern auf, farbenprächtig. Und in der Stille der Glut vernehmen wir das Knacken des berstenden Schädels.
Ein paar Tage später wurde ihre Asche eingesammelt und im kühlen Silberschein des Mondes in den Fluss gestreut.
Schöne Tage,
nicht weinen, wenn sie vergangen,
sondern lachen, dass sie gewesen.
Seit dem 5. Dezember 1941 warten vier schwarze Büffel auf ihren letzten Pinselstrich.
Last painting.