Funkfeuer

Sommernacht. Der Wind ist still, der Himmel wolkenfrei. London hat die Nachricht gesendet: « Auf der Heide blüht die Erika. » Und ihr seid mit dem Fahrrad zum Landeplatz gefahren. Diesmal bist du richtig dabei. Es wird nicht einer von diesen blinden Abwürfen, bei denen bestenfalls Waffen oder Sender in einem Weidenkorb landen, oder wo manchmal der Fallschirm nicht aufgeht und der Container mit einem Mordslärm gegen den Boden knallt und Hunderte von Zigaretten ins Gras gestreut werden.
Nein, diesmal ist es aufregender. Du weißt, dass der Pilot landen wird. Allein mit deiner Hilfe.
Das Dorf, dessen Café noch am Nachmittag voll Kartenspielern und Mädchenlachen war, schläft, gehüllt in Feigheit und Angst. Und ihr, Armee im Schatten, bereitet die Bodenmarkierung in der Form eines großen Buchstabens vor und versteckt euch im Gebüsch, mit eurem Geheimnis. Trübsinniges Warten, langes Schweigen, wo du Gräser zu einem Brautkranz flichst und alle Details im Kopf noch einmal durchgehst.
Auf der Lauer richtest du deinen Blick auf die schwarze Horizontlinie des Waldes. Da kommt er, dieser ersehnte bauchige Vogel aus dem Nordwesten, allein vom Vollmond beleuchtet. Jetzt heißt es laufen, Taschenlampen anlegen und den Landeplatz mit Blinkfeuer signalisieren. Ja, er hat es gesehen und blinkt zurück. Es dauert keine zehn Sekunden, bis die dröhnende Maschine wie ein zahmer Meeresvogel gelandet ist, sich um den eigenen Flügel gedreht hat und wieder abflugbereit dasteht.
Im Nimbus des glänzenden Metalls sitzt der Pilot im finsteren Sitzraum, verschwommener Umriss, das Gesicht im Dunklen versteckt, wie noch von dem Gedanken betäubt, das Unmögliche gewagt zu haben: diesen blinden Nachtflug ohne jegliches Licht als die Kontrolllampen des Leuchtzifferblatts, ohne jegliche Hilfe als die des Gyroskops und eines Höhenmessers. Jener berauschende Gedanke entlockt ihm ein plötzliches Lächeln, und seine Zähne strahlen im fahlen Glanz des Mondes.