– Fock killt!
Ben springt auf und holt die Fockschot dicht.
– Das war jetzt absolut falsch! sagt sein Vater.
Am dritten Tag unseres Segeltörns hat sich die ganze Crew an Ernsts Befehlston gewöhnt. Kasernenhofmanier. Der Skipper trägt die Verantwortung, also entscheidet er über alle Manöver. Und vor allem: Keiner handelt ohne Kommando. Das weiß Ben. Sowie er eigentlich weiß, was zu tun ist, wenn der Vorschotmann meldet, dass die Fock zu flattern beginnt. Es muss Gegenruder gelegt werden. Und das darf nur der Steuermann. Und jetzt steht gerade sein Vater am Steuer. Also soll er entscheiden, ob wir uns weiter vom Wind treiben lassen oder ob er riskiert, dass der Großbaum auf die andere Seite hinüber schlägt. Es herrscht Stille am Bord. Ernst versucht durch Feineinstellungen bis zur Grenze des Killens zu gehen. Alle warten auf Anweisungen.
Ernst ist Architekt. Ein Techniker, ein Homo Faber. Für ihn gelten nur Tatsachen. Nicht die Schönheit der Landschaft, der Lichtwechsel des Mondes oder die Röte des Sonnenuntergangs. Isotherme und Isothere. Wassertiefe und Fahrwassergrund. Lufttemperatur und Windstärke. Wenn er gesprächig wäre und literarisch gebildet wie sein Bruder, würde er über diesen schönen Augusttag des Jahres zweitausendvier sagen: Über der Adria befindet sich ein barometrisches Minimum! Selbst abends, wenn wir alle ziemlich erschöpft und ein wenig beschwipst in unsere Kojen fallen und die Ruhe der Nacht und die Frische der Brise durch die offenen Luken genießen, überprüft er an Deck die Ankerhaltekraft, die Bojen, schließt die Luken, kontrolliert das Barometer, die Peilungen, holt noch die letzten Windvorhersagen ein.
– Recht so! meldet dann Max vom Vordeck zu Ernst.
Wir haben jetzt den idealen Kurs. Ernst scheint zufrieden zu sein. Wir segeln zwischen kleinen Inseln, manche karg und felsig, leblos, andere bewaldet, mit Resten römischer Ruinen, von Schafen bewohnt. Keine Häuser, keine Straßen, keine Schiffe in Sicht. Konstanze cremt Ben am Rücken ein. Er hält seine Dreadlocks hoch. Sein Onkel sagt schelmisch: Weil Gott nicht alles allein machen und nicht überall sein konnte, schuf er die Mütter. Alle lachen bis auf Ernst. Gestern hat er sogar in derselben Situation gesagte: Muss das unbedingt jetzt sein? Aber zur gleichen Zeit entdeckte Katharina ein Paar Delphine, die uns ein kurzes Stück begleiteten und für gute Laune an Bord sorgten. Im Sonnenstrahl schillerten ihre Flossen grünlich, in ihrem Kielwasser hatte der Meeresschaum Regenbogenfarben.
Über uns fliegen jetzt vier Löschflugzeuge zu einem Brand hoch oben auf einem Berg. Pinienwald. Cool! Sagt Ben. Die Wassermassen prasseln auf das Flammenmeer. Die Flugzeuge verschwinden in einer schwarzen Wolke, zerreißen den Rauch und fliegen zurück, um erneut Wasser aufzunehmen. Unaufhörlich. Unsere Männer an Bord streiten über die Wassermenge, die so ein Flugzeugtank wohl fassen mag. Und über Spannweite und Länge der Maschinen. Sie stoppen die Zeit zwischen Wasserladung und Abwurf. Zehn Minuten. Die ganze Operation ist spektakulär. Ein gewaltiges Schauspiel. Für uns aber zeigt sich die Adria von ihrer besten Seite. Die Sonne scheint, der Wind ist ein wenig abgeflaut, wie immer am späten Nachmittag. Aber es geht zügig voran. Wir passieren eine Inselgruppe. Auf Befehl seines Vaters löst Ben ihn am Ruder ab: Kurs halten, auf die Hook! Ernst geht in die Kajüte, die ganze Lage überprüfen: Windstärke, Windrichtung, Windvorhersagen. Von Südwest auf Nordosten drehender Wind. Und Sonne. Er erwägt wahrscheinlich eine Bucht zum Anlegen heute Nacht. Max ist ihm nachgegangen. Jetzt sitzt Robert ganz vorne an Deck. Mit Katharina und Konstanze. Ab und zu vernehme ich ein Lachen, vom Wind verweht. Marie liegt neben mir im Schatten und döst ein wenig. Ihr Bruder steht stolz am Ruder, sich seiner Verantwortung bewusst. Die Sonne spielt auf seiner semmelbraunen Haut, die Salzkristalle glänzen in seinen Dreads und an den Wimpern. Sein nackter Oberkörper hat noch etwas Kindliches, die glatte Brust, die schlanke Taille, der flache Bauch. Ein Adonis. Sie werden ihn lieben, die jungen Studentinnen, wenn wir nach Wien zurückkommen. Sicher wird er im Herbst versuchen, mich alleine zu treffen, mir seine Lokale zu zeigen, mich stolz seinen Freunden vorzustellen: Helen, sie ist Schauspielerin. Oder warten bis einer sagt: Die kenne ich doch vom Fernsehen!
Nett wäre das schon, so eine Geschichte, mit einem viel Jüngeren. fünfzehn Jahre Unterschied! Mein Gott! Nein, ohne Zukunft. Außerdem kenne ich ihn schon eine Ewigkeit, als Schulkind schon, als Marie und ich mit dem Studium begonnen haben; vermutlich hat er in der Pubertät von mir geträumt; nein, das kann ich ihm nicht antun, er ist noch so unschuldig und unerfahren. Er weiß nicht einmal von mir, von meiner Geschichte, von den Anfällen. Steinhof, Pavillon 2. Medikamente, Serotonin, Musiktherapie, Gespräche, dann Pavillon 35, Ergotherapie; und dazwischen immer wieder, jahrelang, Lithium, Familienaufstellung, Verhaltenstherapie; nein, auch für mich ist es zu früh für eine neue Beziehung. Jetzt einmal diesen Urlaub genießen, die frische Luft, das Meer, den wunderschönen Nationalpark, und aktiv zum guten Verlauf des Törns mit meinen Grundkenntnissen beitragen. Später einmal, vielleicht, weiter lernen. Trapezsegeln stelle ich mir toll vor.
Ernst übernimmt wieder das Ruder und beschließt einen Kurswechsel. Da ist Arbeit für alle acht angesagt. Jeder geht auf seine Position und überprüft kurz, ob alles für das bevorstehende Manöver passt. Ich ziehe meine Handschuhe wieder an.
– Klar zum Wenden?
– Klar!
– Holt dicht die Schoten!
Das Anziehen der Schoten macht Spaß und ist ganz schön anstrengend. Ich mag auch das Geräusch der Winsch. Marie reicht Ben die Kurbel, ich halte die Leine gespannt und ziehe dann weiter, während Ben mit voller Kraft die Trommel dreht. Vereinte Kräfte. Unsere Haut berührt sich. Unsere Blicke kreuzen sich. Wir lächeln einander an. Alles läuft wie geplant. Schließlich ist der Wind nicht mehr so stark, und wir sind schon ein routiniertes Team.
– Achtung, Feineinstellung!
Die Sonne hat uns jetzt verlassen, der dritte Tag geht langsam zu Ende. In einer Stunde etwa werden wir schon in einer Bucht geankert haben und einen gemütlichen Abend verbringen können. Und eine ruhige Nacht. Hoffentlich. Wir kreuzen jetzt gegen den Wind.
Nur Narren und Christen segeln gegen den Wind! schreit uns Robert vom Vordeck zu. Ben lacht über seinen Onkel, der in jeder Situation ein passendes Zitat hat oder ein arabisches Sprichwort weiß, weil er sich gerade für einen Kongress im Herbst mit arabischer Literatur beschäftigt. Der kluge, alte Professor. Ein Segen für unseren Törn. Fein, kultiviert, sensibel, literaturbegeistert und kunstinteressiert, das Gegenteil seines jüngeren Bruders. Als wir an unserem ersten Abend Irrlichter gesehen haben, wusste er viele Sagen und Legenden um diese bläulichen Flämmchen zu erzählen. Er sprach von den Irrwischen, diesen Geistern, die sich geheimnisvoll blau flackernd bewegen, um Menschen und Seeleute absichtlich in die Irre zu locken. Er erwähnte die Walpurgisnachtszene in Goethes Faust. In dieser Nacht lässt Mephistopheles ein Irrlicht kommen, das Faust und Mephisto den Weg weisen soll. Erlaub’, dass ich ein Irrlicht bitte! Dort seh’ ich eins, das eben lustig brennt! Und das Irrlicht spricht. Alle hörten gespannt zu, bis Ernst den ganzen Zauber der Erzählung brach, indem er prosaisch erklärte, dass es sich eigentlich um sich entzündende Faulgase handle. Ich merke wohl, Ihr seid der Herr vom Haus! sagte Robert abschließend. Wie können Brüder nur so grundverschieden sein? Der Geisteswissenschaftler und der Naturwissenschaftler. Dass seine Tochter ein Literaturstudium gewählt hat und sein Sohn Anthropologie studiert, muss für Ernst ein harter Schlag gewesen sein! Keine Berufe mit Zukunft! Marie unterrichtet, es geht noch, aber Ben? in der Forschung will er auch noch arbeiten. Seitdem sein Onkel vor ein paar Jahren von dem schrecklichen Überfall auf eine Forschungsstätte der Wiener Anthropologen erzählt hat – Ben war damals noch am Gymnasium – will Ben auch nach Äthiopien. Seine Leidenschaft für die Anthropologie hat er sicher von seinem Onkel.
– Fier auf die Schoten, neuer Kurs: raumer Wind!
Wieder folgt ein Segelkommando auf das andere. Die Mannschaft gehorcht. Diesmal drehen Marie und ich abwechselnd die Winschkurbel, während Ben mit aller Kraft die Leine anzieht. Ernst erfüllt am Ruder seine Skipper-Pflichten, Katharina und Konstanze kümmern sich um die Fock, und Max und Robert um die Logbuch-Eintragungen. Auf Kurs „raumer Wind“ besteht keine Gefahr bei dem leichten Wind.
Nun schaut Ben in die Ferne. Was denkt er bloß? Ausgelacht hat ihn sein Vater wieder, als er beim Frühstück vom tollen Sonnenaufgang schwärmte, und zu Mittag, als wir in einer Bucht bei fast Windstille, glattem Meer und Sonne zusammensaßen, und Ben sagte, dass er am Samstag in einem Ort oder in einer Marina anlegen wolle und eine Disco finden. So ein Blödsinn! Hat sein Vater gesagt.
Wie kommt man auf so ein Schiff? Mit solch verschiedenen Leuten, solch verschiedenen Interessen! Max und Katharina in der vorlichen Kajüte Backbord, Ernst und Konstanze in jener an Steuerbord, Robert und Ben in der achterlichen Kajüte Backbord, Marie und ich in jener an Steuerbord. Max und Katharina sind überhaupt sehr diskret. Bei Abstimmungen schließen sie sich immer der Mehrheit an. Max hat auch den Segelschein, gehört schon jahrelang zu Ernsts engerem Team. Einen Arzt an Bord zu haben, kann außerdem Leben retten.
– Cool! sagte wieder Ben, als Max einmal erzählte, dass er an sich selbst einen Hodenbruch operiert habe!
Konstanze, treue Begleiterin, verwaltet die ganze Kombüse, sie hat an alles gedacht: Frühstückssäfte, Eier, Brot, Käse, Salami, Hauptessen, scharf kalkuliert für die Anzahl der Tage und der Passagiere, aber auch Aperitifkekse, Bier, Wein, sogar eine Geburtstagstorte. Geduldige Konstanze, die Ernsts Sticheleien einsteckt: Willst du mich rationieren? oder Hier gibt es keine Schnüre und Stricke, nur Schoten und Leinen! Treue Konstanze, die ihrem Sohn den Rücken eincremt, sich rücksichtsvoll um das Wohlbefinden aller Passagiere kümmert, um Maries gelegentliche Seekrankheit, um meinen seelischen Zustand; geliebte Konstanze, Vorzeigemutter; so eine hätte ich gerne gehabt. Oft schweigen alle an Bord und schauen in die Ferne, aber nicht aus demselben Grund! Ben ist in seine Reiseträume vertieft oder stellt sich Dinge vor, seine Blicke sind manchmal so … Jeder hat seine Träume und seine Traumata. Ich neige immer dazu, zu denken, dass ich die Einzige bin, ich denke an vergangenen Winter zurück und verfalle in Wehmut, aber die anderen? Vielleicht eine Fehlgeburt, eine außereheliche Beziehung, eine unheilbare Krankheit, wer weiß, ob nicht ausgerechnet Ernst, dieser Mustermann, von uns allen das Schmerzhafteste zu verbergen hat? In der Koje erzählte mir Marie Bens Kindheit, ein Nachzügler, verwöhnt und gleichzeitig Sorgenkind: die Asthmaanfälle, jeder Sommer auf Kur mit der Mutter, aber auch, wie sehr Ben seinen Vater bewundert. Trotzdem! Dass sich ein Zwanzigjähriger derart vom Vater behandeln lässt! Ich frage mich, von welchem Gefühl Ernsts Art mit Ben bestimmt sein mag? Ist es Ehrgeiz, den einzigen Sohn richtig erziehen zu wollen, „du wirst ein Mann, mein Sohn“? Ist es Eifersucht, weil die Ehefrau dem Sohn mehr Aufmerksamkeit schenkt, wenn sie etwa beim Frühstück die letzten Tropfen Orangensaft Ben statt ihm einschenkt? Oder ist es seine sachliche Wahrnehmung der Welt, die ihm jede sinnliche verbietet? Gestern Abend, als wir nachts an Deck saßen, wir hatten von Fischern in einer kleinen Bucht Muscheln gekauft, die uns Max vorzüglich mit Tomatensoße und Gewürzen zubereitet hatte, es gab Weißwein dazu, da sah Ernst alles, was wir sahen: den Schattenriss der felsigen Bucht, den Sternenhimmel, und doch war für ihn die Landschaft in der Nacht dieselbe wie bei Tag. Er sah nicht die ganze Poesie des Abends. Sein Bruder zauberte wieder ein arabisches Sprichwort hervor: Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne. Wir begannen den Himmel zu beobachten. Max versuchte den nördlichen Teil des Zentaurs zu erkennen, denn, erklärte er uns, das Sternbild, das in der Antike vom Mittelmeerraum aus noch vollständig sichtbar war, habe sich stark nach Süden verschoben. Robert fügte hinzu, wieso der Zentaur Cheiron von Zeus in ein Sternbild verwandelt wurde. In der griechischen Mythologie wurden die Zentauren als barbarisch und gewalttätig dargestellt. Eine Ausnahme bildete Cheiron, ein Sohn des Titanen Kronos. Cheiron, der als weise und gelehrt galt, war der Lehrer vieler griechischer Helden, so auch des Herakles. Cheiron fand ein tragisches Ende: Als eines Tages Herakles von dem Zentauren Pholos aufgenommen und bewirtet wurde, kam es zum Streit, da einige vom Wein berauschte Zentauren den Helden angriffen. Im folgenden Kampf wurde Cheiron versehentlich von einem vergifteten Pfeil des Herakles getroffen. Er war zwar unsterblich, doch das Pfeilgift hätte ihm ein langes qualvolles Dasein bereitet. Um Cheiron von seinen Qualen zu erlösen und ihn dennoch unsterblich zu machen, versetzte ihn Zeus an den Himmel. Ich kannte die Geschichte, weil ich einmal in Südfrankreich Bourdelles Statue vom sterbenden Zentauren gesehen hatte. Ben kannte auch die Geschichte, aber aus der Mickey-Maus! Ernst zuckte nur mit den Schultern.
Zur späten Stunde, als Ernst sich ums Logbuch in der Kajüte kümmerte, und Katharina und Konstanze schon schlafen gegangen waren, erzählte Max etwas Unglaubliches: Er habe von seiner Stiefmutter, Erna, ein Schiele-Bild geerbt.
– Cool, sagte Ben, ein echter Schiele?
– Ja, gemalt für seine Schwester am Weihnachtsabend 1905, mit fünfzehn. Weiße Schneerosen und dürre Zweige in einem Krug, davor eine Orange.
Robert fragte nach, ob er sich der Provenienz sicher sei, angesichts der vielen Prozesse von enteigneten jüdischen Emigranten, worauf Max erzählte, dass es einen alten Mann gebe, einen angeheirateten Onkel, der wisse, woher das Bild wirklich stammt. Und eine französische Freundin habe ihn über einen Freund in der Albertina mit Jane Kallir in New York, der Herausgeberin der Schiele-Monographie, in Kontakt gebracht für eine Expertise. Mehr dürfe er zum jetzigen Standpunkt nicht verraten. Ben war ganz aufgeregt, stellte sich vor, dass das Bild vielleicht Raubgut der Nazis sei, dass man einen Film daraus machen könne, in dem ich die Hauptrolle spielen solle! Wir unterhielten uns weiter über Schiele, über sein Schaffen, seine expressionistischen Gedichte, seinen Tod an der spanischen Grippe. Ben interessierte sich sofort für die Symptome, fragte Max, ob sie spektakulär seien, er habe nämlich einmal einen historischen Film gesehen, wo die Leute Blut schwitzten. Max erzählte ihm gruselige Details über die spanische Grippe und über die Syphilis-Epidemie, die während des Ersten Weltkriegs kursiert war, und von da weiter über die verheerenden Verstümmelungen und Nervenschäden nach den Giftgasangriffen. Ben war hingerissen und dachte sofort an einen Besuch im Pathologischen Museum im Narrenturm. Ich bin mir sicher, er hat es vergessen, sobald wir in Wien sind.
Es ist schon recht frisch geworden. Abwechselnd holen wir Pullover von der Kajüte, Marie und ich auch unsere Bücher. Sie liest den letzten Erzählband von Judith Hermann. Das Coverbild erinnert an den Nachthimmel, unter dem wir hier einschlafen. Herzzeit. Ich schlage mein Buch auf. Die Korrespondenz zwischen Bachmann und Celan. Ein Buch, würde Robert sagen, ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt. Ein Garten, in dem man sich verirren kann.
Wir nähern uns einer kleinen Bucht. Sie ist vor Wind und Wellen geschützt. Wir sind allein. Idyllischer Platz, lagunenklares Wasser. Die Vegetation auf der Insel ist spärlich. Backbord Maquis: dichte, stachelige Büsche. Steuerbord ragen Felsen heraus, Geröllfeld, der Kalkstein in der Abendsonne hat sich rosa und moosgrün gefärbt. Im blauen Himmel, der Mond als liegende weiße Sichel. Wir werden hier ankern, später eine Runde schwimmen, vielleicht ein nächtliches Bad. Konstanze und Katharina sind schon in der Kombüse und bereiten unser Abendessen vor. Die Fock wird geborgen. Ernst überprüft die Wassertiefe und den Wassergrund. Max legt die erforderliche Leinenlänge am Vordeck klar.
– Fallen Anker! Nach dem lauten Getöse der Ankerkette, scherzt Ben:
– Klar Deck überall!
– Führst du das Boot oder ich? kann sich sein Vater nicht verkneifen.
Wir stehen mit dem Heck etwa fünf Meter vom Land weg. Ernst überlegt Sicherheitsleinen anzubringen. Marie und Max rudern mit dem Beiboot an Land, um eine Heckleine zu befestigen. Den Heckanker werden wir zusätzlich als Reitgewicht ausbringen.
Ein Duft trockener Erde und Nadelhölzer strömt bis zum Boot. Ginster, Myrte, Rosmarin. Vom Ufer aus ruft uns Marie fröhlich zu:
– Feigenbäume! Voll Früchte!
Und Ben sagt: Cool!